C. Römische Geschichte.
29
durch Besoldungen; Marc Aurel (161 — 180), ein stoischer Philosoph, stirbt auf einem Zuge gegen die Markomannen zu Vindobona (180).
2. Von Commodns bis auf die Alleinherrschaft Constantin's d. Gr., 180—323 (Soldatenkaiser).
a. Mit Cö mm odus beginnt eine Reihe von Soldatenkaisern, die von dem Heere auf den Thron erhoben werden. Unter diesen sind in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts Septlmius Severus (200) und Alerander Severus (225) die besseren, Ca-racalla (211) und Heliogäbalus (222) die schlimmsten.
b. In der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts erhebt sich zur ^eit des Decius (250), der die Christen verfolgt, ein allgemeiner Sturm germanischer Völker gegen das römische Reich, welche erst Aure-liauus, „der Wiederhersteller des Reichs" (275), und nach ihm Prob us wieder zurückdrängt.
c. Diocletiln (284 — 305) wählt Nicomedia in Kleinasien als Regierungssitz, nimmt einen Mitaugu-stus und zwei Cäsaren an, legt aber (305) die Regierung nieder. Nach Besiegung des Maxentius am rothen Stein bei Rom (312) und der übrigen Mitregenten wird Konstantin d. Gr. 323 Alleinherrscher.
§ 17. Fortsetzung. 3. Von der Alleinherrschaft Constantin's bis zum Untergang des weströmischen Reiches, 32 3—176 (Christliche Kaiser).
a. Konstantin d. Gr. (323—337), Sohn des Cä-särs Constantius Chlorus, verlegt die Residenz nach Byzanz (Constantinopel), gewährt dem Christen-
200.
225.
250.
275.
305.
323.
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Extrahierte Personennamen: C._Römische Marc Septlmius Nicomedia Konstantin_d Konstantin_d Constantius_Chlorus
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Maxentius Rom Byzanz Constantinopel
18 §• 11—12. Alte Geschichte, x—476 nach Chr.
C. Römische Geschichte.
S- 11-
Erste Periode: Won den ältesten Nachrichten öis zur Abschaffung des Königthums,
(753) —510 v. Ghr.
1. Daö alte Italien zerfiel: a) in Oberitalien mit Ligurien, Gällia cisalpina und Venetien. b) Mittelitalien, vom Macra und Rübico bis zum Süarus und Frento, mit Etrurien, Latium (Hptst. Rom) und Campanien westlich, und Umbrien, Picenum und Sämnium östlich des Apennlnns. c) Unteritalien (Großgriechenland) mit Lucänien und Bruttium im Westen, Apulien und Ealabrien im Osten.
2. Die ältestebevölkerung Italiens gehört der indo-germanischen Völkerfamilie an. Zm Norden: eingewanderte Kelten, im Süden: griechische Kolonien; außerdem drei italische Urstämme: der japygische im Süden, der italische (mit dem klinischen und sämmtlichen Zweig) in der Mitte, der tuscische in Etrurien. — Frühzeitige Kultur bei dem letzteren.
3. Rom an der Tiber, der Sage nach eine Kolonie von Alba longa in Latium, gegründet von Romulus
753. und Remus (753), welche ihrem von seinem Bruder Amülius verdrängten Großvater Nümitor wieder auf den Thron verhelfen hatten. — Sieben Könige:
1) R6mulus gemeinsam mit dem Sabiner Tätius (Einrichtung des Senates und der Volksversammlung der Patricier mit Ausschluß der Clienten oder Hörigen),
2)der Sabiner Numa Pompilius (Ordnung der gottesdienstlichen Gebräuche), 3) der Römer Tullus Hosti-lius (Zerstörung Alba longa's), 4) der Sabiner An eus
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C. Römische Geschichte.
19
Mareius (Entstehung des Standes der Plebejer, Gründung der Hafenstadt Ostia); die drei etrurischen Könige: 5) Ta r quin ins Pris cus (Erbauung der Ringmauern, des Forums, des Circus marimus), 6) Servius Tül-lius (Eintheilung des gesammten Volks in 5 Ver-mö gen es lassen und 193 Centurien), 7) Tarqninius Superbus (Militärregierung; Vollendung des Capitols durch Tarquimus; Uebermnth seines Sohnes Sertns Tarquinius). Vertreibung der Tarquinier; Abschaffung des Königthums (510).
4. Die altrömische Religion aus etrurischen, latinischen und sabinischen, später auch griechischen Bestandtheilen. Schirmgottheiten des Staates: Juppiter, Mars, Quirinus; des Landbaues: Saturnus, Ceres' Janus; des Hauses: Juno (Ehe), Vesta (häuslicher Herd); Laren und Penaten. Göttliche Verehrung menschlicher Zustände und Tugenden wie Spes (Hoffnung), 1 ortuna (Glück), Virtus (Mannhaftigkeit). Opferschau durch die Arüspices; Beachtung guter und böser Vorzeichen durch die Auguren. Die sibyllinischen Bücher. An der Spitze der römischen Priestercollegien der Pon-t if er mär im u s. — Zur altrömischen Frömmigkeit gesellt sick Liebe zum Vaterland und zur Freiheit. Einfachheit und Genügsamkeit, Pflege des Ackerbaues und des Kriegswesens; geringe Entwickluna von Kunst und Industrie.
S- 12.
Zweite Periode: Won der Abschaffung des Königtums öis zum Weginn der punifchen Kriege, 510 — 264 vor Ghr.
1. Römische Republik (510 - 30), geleitet von zwei
2 *
510.
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74
Soldatenstiefelchen seiner Jugend so genannt) nicht eine
einzige Tugend. Seine ttgerarkige Grausamkeit, seine
Verschwendung (in einem Jahre 132 Millionen Thlr.)
entschuldigen sich vielleicht nur durch seinen Wahnsinn,
(eine Folge seiner Jugendsünden!) in welchem er sein
Pferd zum Consul erheben wollte, sich einen Gott
nannte, und doch bet Donnerwettern unters Bett verkroch.
Zwei Offiziere der Garde erstachen ihn, und die Präto-
rianer hoben nun seinen 50jahrigen Oheim, Tiberius
Claudius Casar (41 — 54) gegen ein Donatio oder
Geschenk auf den Thron. Weiber und Freigelassene re-
gierten für ihn. Hatte sein Vorgänger dem ganzen römi-
schen Volke nur Einen Hals gewünscht, um.es bequemer
hinrichten zu können, so ergötzte auch er sich an den Zu-
ckungen Sterbender, denen er von seiner Gemahlin end-
lich durch vergiftete Pilze beigesellt wurde. Ihm folgte
der 17jährige N e r o, streng von Seneca erzogen, (der
es entgelten mußte) mit dem Vorsätze, nun desto freier
-P genießen (54 — 68). Er ermordete Mutter, Gemah-
lin, verfolgte die Christen, steckte Rom in Brand, um
einige Verse auf das brennende Troja recitiren zu kön-
n-n, trat als Sänger vor dem Volke und bei den
Olympischen Spielen aus, erhielt aber das Volk im
ewigen Genus; und Taumel, wie denn die Zetten der
Tyrannei gewöhnlich die goldenen Tage des Pöbels
sind. Die Prätorianer empörten sich, und der fliehende
Kaiser ließ sich von einem Freigelassenen, bet den Wor-
ten Qualis artifex pereo ! tödten. Das Haus Cä-
fars und des Augustus endeten mit ihm, aber die Na-
men Casar und Augustus blieben auch den folgenden.
Imperatoren. ^
In 2 Jahren bemächtigten sich nun mit Hülfe ihrer
Legionen, die hinter das Geheimntß gekommen waren,
außer Rom und ohne Senat auch Kaiser schaffen zu
können, der 72jâhrtge Galba, dann der puhsüchtige
Othv. und der gefräßige Vitellius des Throns,
allein die syrischen Legionen riefen ihren Feldherrn Ti-
tus Flavius Vespastanus zum Kaiser aus, der sich
endlich auch behauptete (6y — 7q), und die Flavier
damit auf den Thron brachte. Verbesserung der Fi-
nanzen, Wiederherstellung der Kriegsdisciplin, die An»
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Claudius_Casar Seneca Augustus Augustus Galba Flavius_Vespastanus
— 76 y
bis omf Daci-en auf, rcformlrte dafür desto mehr kn
den Provinzen, die er alle selbst meist zu Fuße berei-
set?, und traf auch für Italien eine Menge zweckmäßi«
ger Anstalten. Nur dir Juden wurden'sür einen groß-
ßen Ausstand hart gezüchtigt und damit noch völlig zer-
streut. Die Moles Adriani (die jetzige Engelsburg)
wurde des großen Mannes großer Letchenstein. Die
glücklichste Negierung für das römische Reich war die
folgende des An ton in us Pius (138 — 1ó1 ), welcher
vielleicht der edelste Mensch war, der je auf einem
Throne saß. Geräuschlosthätig giebt er der Geschichte
wenig zu erzählen, als daß er ein Segen seines Volkes
war. Jdm folgte Marcus Aureltus Antoninus
Philosophus löl — 180 (mit seinem, ihm sehr unähn-
lichen Schwiegersohn L. Verus zugleich bis löf), re-
gierend). Mark Aurels Regierung füllen blutige Krie-
ge gegen die Chatten, Parther, Marcomannen und
viele vom schwarzen Meere bis nach Deutschland woh-
nende Völker, Vandalen, Zazygen, Quaden mit den
Alanen, Bastarnern, (schon nähere Vorboten der Völ-
kerwanderung!) die durch wechselseitige Verbindung ge-
fährlicher, jetzt das römische Reich anfielen, und den
Kaiser mehr als einmal ln große Gefahr brachten, ge-
gen welche nicht allemal eine le^in fulminatrix (übri-
gens eine christliche Legende!). Hülfe bieten konnte.
Leider nahm er aber auch schon Barbaren (so nannte
man alle, die nicht römische Unterthanen waren und
nicht lateinisch oder griechisch sprachen) in Sold. Wahr-
scheinlich war der nun (180 — 1q2) folgende Com-
modus, das Ungeheuer von Grausamkeit, Uebermuth
und Lüderlichkelt eher eines Gladiatoren, als Mark
Aurels Sohn, indem er feig den Frieden mit Tributen
erkaufte und allen Lastern ungescheut fröhnte. Viel
zu spät für Tausende seiner Opfer, wurde er endlich
vergiftet ! nd erdrosselt, nachdem er 7z5mal als Gla-
diator, jedesmal für 1 Million Sestrrtien, vor dem
Volke ausgetreten w-ar. —
Noch staud Nom äußerlich vnerschüttert da, aber
die Zeiten des Verfalles naheten mit schnellem Schritte.
Der Staat war zu groß, und ein später Redner
Aristides sagte von Rom: Du hast deine Gränze da
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Extrahierte Personennamen: Geräuschlosthätig Marcus_Aureltus_Antoninus
Philosophus Schwiegersohn_L._Verus
78
r ns behauptete (193— 211), der seinen Söhnen die
Lehre hinterließ: die Soldaten zu bereichern, alles
Uebrige für nichts zu achten. Das that C a r a c a l l a,
und ermordete seinen Bruder Geta in den Armen seiner
Mutter. Spater wählten die Soldaten einen ^jähri-
gen Knaben Bassianus Heliogabalus (gegen den
kurz vorher anerkannten Macrinus), unbedingt den elen-
desten und abscheulichsten aller Römischen Kaiser (218
bis 222). Selbst in Wetberkleidern gehend- bildete
er sich einen Senat ans Weibern; Tänzer, Kutscher,
Darbiere, bekleideten Staatsämter. Er hieß Frau und
Königin, gieng auf Gold- und Silberstaub spazieren,
und war in seinen Lüsten arger als das Vieh. Wie
ein solches schlug man ihn auch todt. Ein besserer
Fürst war A le xa n d er S ev e r u s (222 — 235), un-
ter welchem sich das Neu - Persische Reich erhob. Nach
ferner Ermordung bestieg ern gewesener lhraztscher
Bauer, Ma x t m tn u s (235 — 238) den Thron. Gor-
dian und Philipp sind weniger wichtig, als Dectus
(249 — 251), unter dem die Gothen von dem schwarzen
Meere her das Reich anfaiien und ihn erschlagen. Auch
die Franken, Alemannen, Völkerbündnisse, die sich in
Deutschland aus kleinen Stammen gebildet hatten,
wurden den römischen Granzen immer gefährlicher,
während der Perserkünig Sapor Anstalt machte, alle
Asiatisch-römische Provinzen, als zu Persien gehörig,
wieder zu erobern. Unter Gallienus sorgloser Ne-
gierung machten sich 18—19 Statthalter in den Pro-
vinzen unabhängig (die sogenannten 30 Tyrannen) bis
Claudius Ii. (268 — 270) endlich aus Mösien
die Gothen zurückwarf, und Aurelian (270 — 75)
auch die Vandalen, Alemannen und andere deutsche
Völker schlug, und als Wiederhersteller des römischen
Reiches galt. Er vernichtete auch das Reich der Ze-
nobia, der Wittwe des Augustus Odenathus, weiches
sich von Palmyra (Tadmor, Salomos Gründung) über
Syrien, Aegypten und Thetle Kleinasiens erstreckte. Nun
folgte auf den würdigen, aber zu alten Tacitus, der
die Werke des Geschichtschreibers, aus dessen Hause er
stammte, durch Abschriften vervielfältigen ließ, der Kai-
ser Aurelius Probus (276 — 282), welcher gegen die
•' v • . .
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Extrahierte Personennamen: Bassianus_Heliogabalus Philipp Philipp Claudius_Ii Augustus_Odenathus Augustus Aurelius
Extrahierte Ortsnamen: Wetberkleidern Deutschland Salomos Syrien Kleinasiens
84
stört, Tausende flüchteten sich vor ihm in die Lagunen
des adriatischen Meers, und gründeten daselbst Vene-
dig; aber Bischof Leo und reiche Geschenke brachten
Ättila vom Zuge gegen Rom ab, und bald hernach
(453) starb er in Ungarn, und wurde unter kriegeri-
schen Spielen und Gesängen begraben; die ihn begraben
aber, wurden erschlagen, damit niemand verrathe, wo
der große Hunnenheld ruhe. Sein Reich zerfiel. Die
unterjochten Ostgothen, Gepiden, Avaren, Longobarden
traten zur Freiheit zurück. Aetius wurde aber von
seinem mistrauischen Kaiser erstochen.
Die letzten 21 Jahre des weströmischen Reichs zah-
len noch Q Imperatoren. Ums Jahr 455 brach Gen-
serich nach Italien herüber, und, gleichsam von den
Manen der alten Karthager begleitet, plünderte er
Rom furchtbar aus. Vorzüglich waren die Ausländer
im römischen Solde, die letzte Stütze des Reiches, ein
Ricimer, ein Gundobald, Orestes, die den Thron
nach Willkür besetzten. Letzterer gab ihn 475 seinem
eigenen Sohne Romulus Augustulus, den aber
der Befehlshaber der in der kaiserlichen Leibwache die-
nenden Heruler , Rugier^ Sciren, .Tur.cilinger^.^) d o-
aker in Pavia belagerte, bis er sich freiwillig ergab
und den Purpur niederlegte, 476 n. Chr. Odoaker (dem
srommen Krieger hatte es der heilige Severin in Baiern
wohl vorausgesagt) nannte sich sofort König von Ita-
lien, und regierte 14 Jahre. Die Reihe der Kaiser
war zu Ende; 1220 I. hatte das römische Reich ge-
dauert, und die Deutung des alten Auguriums von
den 12 Schicksalsvögeln, daß Rom 6 Jahrhunderte
wachsen, 6 Jahrhunderte sinken werde, war erfüllt.
Mit einem Romulus begann und hörte auch das Reich
auf, so wie Constantinopel durch einen Constantin ge-
gründet, und durch Mew Constantin 1453 wieder ver-
loren wurde. (Die Geschichte des oströmischen oder
griechischen Reiches bietet nichts weltgeschichtliches bis
zum Schluffe dieses Zeitraums dar.)
So war gekommen, ^was kommen mußte. Der
Coloß war von außen nur darum so leicht zu erschüt-
tern und umzustürzen gewesen, weil der Grund, auf
dem er stand junl> jeder Staat steht, weil Redlichkeit,
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Aetius Romulus_Augustulus Severin Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Ungarn Italien Rom Pavia Baiern Rom Constantinopel
22
Weifen: Solon, Thales, Periander, Pittakus, Bias,
Chilon, Cleobulus und die Anfänge der nachherigen
griechischen Philosophie, so wie die Keime jener Vlüthen,
welche das griechische Wort in g eistig er Hinsicht, zum
'Hauptvolk der allen Welt gemacht haben.
2" politischer Hinsicht sollte inztalien das
Hauptvvlk der alten Welt sich bilden. Uralte Einwan-
derungen und Stammvölker, wie Oenotrer, Ausoner,
Sabeller, Tyrrhener, Umbrer, Stkuler u. s. w. sind dort
schwer mehr auseinander zu scheiden, und in Sage und
Poesie liegt besonders die älteste Geschichte der Römer
tief verhüllt. Wenigstens mögen alte National - Dich«
tungen in Prosa und Geschichte aufgelöset in ältester
Zeit reichlich mit unterlaufen. Das gebildetste und
mächtigste Volk vor der Römer Auftreten, waren die
Tyrrhener oder Etrusker; ihre Religion und Verfas-
sung, ihre Cultur überhaupt wirkte mächtig auf Rom
ein. Rom selbst galt für eine Colonie von Alba, das
wieder Lavinium und dem Aeneas seinen Ursprung ver-
danken sollte. Amulius und Numitor, Albas Könige,
Rhea Sylvia die vestalische Jungfrau, die wunderbare
Rettung des Romulus und Nemus, ihrer Söhne, durch
eine Wölfin, vergißt man aber gern über der späteren
Wichtigkeit des Staates, der, wie fast kein anderer,
aus dem unansehnlichsten Anfänge zu der größten Welt-
herrschaft, welche die alte Geschichte kennt, stieg, indem
«r sich von kaum 2 □ Meilen und 4000 Menschen zu
der ungeheuer» Größe von 130,000 □ Meilen und
fast 100 Millionen Menschen in 3 Welttheilen erhob.
Seit seiner Gründung (753) wurde Rom von 1 Köni-
gen: Romulus, Numa Pompilius, Tullus Hostilius,
Ancus Martius, Targuinius Priscus, Servius Tul-
lius und Tarquinius dem Stolzen, 245 Jahre lang (?)
beherrscht. In diese Zeit fallen fast unaufhörliche Ver«
größerungskämpse, die Begründung des Senats, der
Patrizier, der Ritter und Plebejer, die Einthetlung des
Volkes in Tribus und Curien in Beziehung auf die
Volksversammlungen, in Centurien nach dem Vermö-
gen; fallen die Einführung der Staatsreligion, des
Erbeigenthums, die Erbauung der Cloaken, Wasserlei-
tungen, de§ Forums, des Circus, und schon am Ende
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s
— 25 —
derselben war die Siebenhügelstadt bedeutend groß und
überschaute vom Capitol ihr Gebiet lange nicht mehr.
Der Raub der Sahinerinnen, der Kampf der Horatnc
und Curiatier, die Zerstörung Alba»Longas und über»
Haupt der feste Wille, nur das Recht der Gewalt gel-
ten zu taffen, halfen dem jungen Staate seine Existenz
begründen und siegreich behaupten. —
So gewahrt schon dieser erste Zeitraum der Welt-
geschichte das Bild des vielgestalteten regen Lebens, der
mannichfachsien Entwicklung, zu welcher das menschliche
Geschlecht bestimmt war. Staaten wurden gegründet,
Erfindungen gemacht, alle Arten der Lebensweise ver-
sucht, und wenn alles noch in der Kindheit zu liegen
scheint: so kann man doch aus der bisherigen raschen
Entwicklung auf den künftigen Gang schließen. Alle
geistige Kräfte wie des Einzelnen, so der Gesammtheit,
sollen angestrengt werden, um das Ziel der Mensch-
heit, wie des Einzelnen, vollendete Ausbildung eben
dieser Kräfte, zu erreichen. Und was wäre wohl da-
Loos des Menschen geworden, striche man ihm ein ein-
ziges Wort aus dem Reiche des Wirklichen aus —
den Geist?
Geschichte ver alten West.
H. Abschnitt. Von der Gründung des per-
sischen Reichs bis auf Alexander den
Großen.
(560—336 vor Chr.)
Heller wird es jetzt in der alten Welt und die
historischen Gegenstände sind deutlicher und verbundener,
auch die Quellen der geschichtlichen Erkenntniß fließen
klarer und reichlicher. Schon gestalten sich die Verhält-
nisse großartiger; ein sogenanntes Weltreich dehnt sich
in drei Erdtheile aus; die Griechen haben ihre glän-
zendste Zeit und Rom steigt kühnen Schritts auf der
begonnenen Eroberer, Bahn fort. Aber noch ist Asien
Hauptschauplatz. —
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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läge öffentlicher Gebäude (Colrseum), Anstellung besol-
deter Lehrer, Aufhebung der ludieia majestatis, Wie-
derherstellung des Ansehens des Senats, der Krieg mit
den unter Civilis sich empörenden Batavern, dfe Er-
oberung Englands durch Agricola (verbunden mit An-
griffen auf Schottland), der blutige Krieg gegen die
Juden, der ihnen 1 Million Menschen und ihre Haupt-
stadt kostete, füllten seine Regierung aus; worauf sein
Sohn Titus (70— 81), der erst auf dem Throne
besser wurde (was selten geschieht), folgte. Aber in
seine kurze Regierung fiel (70) der große Ausbruch des
Vesups, welcher Pompeji und Herculanum verschüttete,
und dem wichtigen Naturforscher Plinius dem altern
das Leben kostete, fiel eine Pest und eine große Feuers-
Hrunst in Rom. Ueberau suchte, er zu helfen und ver-
diente den Ehrentitel: Amor et deliciae generis
humani. Dagegen kam mit seinem jüngern Bruder
Domitianus (61—Qó) wieder ein vollendeter Des-
pot auf den Thron; die Ma/estätsgerichte und die
Ankläger (delatores) hatten wieder gute Zeit. Ob-
gleich seine Kriege gegen die Chatten, Dacter, Mar-
komannen u. s. w., alle schlecht abliefen, hielt er den-
noch Triumphe. Er wurde endlich ermordet.
Coccejus Nerva (Qö—-08) ist wieder der erste
einer bessern Reihe. Fast zu sanft für das an Blut ge-
wöhnte Vylk, that er alles, um die Greuel der porigen
Zeit vergessen zu machen, und adoptirte den Spanier
Ulpius Trajanus, der ihm, der erste Ausländer auf
dem.throne, folgte (08—117); als Regent. Feldherr
und Mensch gleich groß. Die Verfassung wurde wie-
der hergrstellt, und her edle Kaiser erkannte über sich
das Gesetz. Die Comitien bekamen die Wahlen, die
Senatoren die Stimmfreiheit, die Magistrate ihr An-
sehen wieder. Seine Thctten und glücklichen Kriege
(selbst gegen die Parther und Araber) verewigt die 115
Fuß hohe Denksäule, unter der seine Asche ruht; seine
großen geistigen Eigenschaften aber Pltntus des jün-
gern Lobrede auf ihn; noch mehr aber Trajans Brief-
wechsel mit diesem seinem Freunde. — Sein Vetter
Aeltus Hadrianus folgte (von 117 —153) friedlich
regierend; die Eroberungen seines Vorgängers gab er
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